Situation der Angehörigen
Der Einbruch einer psychischen Erkrankung verunsichert alle im Umkreis lebenden Menschen zutiefst. Ein vertrauter Mensch verändert sich plötzlich oder schleichend, die Kommunikation gelingt nicht mehr. Fragen, Ängste, Unsicherheiten tauchen auf.
Information gibt Orientierung
In dieser Orientierungslosigkeit hilft Information, wieder Halt zu bekommen und handlungsfähig zu werden. Bescheid zu wissen über Diagnosen, Erkrankungen und das psychiatrische Hilfssystem macht es leichter, das Erlebte einzuordnen und zu verstehen.
Viele widersprüchliche Gefühle tauchen auf
Die Konfrontation mit einer psychischen Erkrankung löst viele unterschiedliche, oft auch scheinbar widersprüchliche Gefühle im Umfeld aus: Trauer, Schuldgefühle, Hoffnungslosigkeit, Wut, Zorn. Um diese Gefühle wieder wahrnehmen zu können, brauchen Angehörige Raum, Zeit und verständnisvolle Begleitung. Erst dieser Schritt zu sich selbst ermöglicht oft die gezielte Auseinandersetzung damit, welche Art von Hilfe für den Betroffenen wirklich hilfreich ist. Der psychisch Erkrankte braucht ein Gegenüber, das sich seiner inneren Not verständnisvoll nähern kann. Gleichzeitig sind konsequent und liebevoll gesetzte Grenzen für den Betroffenen eine wertvolle Orientierungshilfe, lernt er doch durch die Grenzen des anderen seine eigenen besser kennen.
Grenzen der Belastbarkeit
Angehörige sind oft die einzigen Bezugspersonen des Erkrankten und übernehmen damit eine sehr wichtige Rolle. Oft aber kommen sie dadurch an die Grenzen ihrer eigenen Belastbarkeit und haben das Gefühl, dass kein Platz mehr da ist für ein eigenes Leben. Der Satz „Mir darf es nur dann gut gehen, wenn es dem Erkrankten auch gut geht“ führt zu einem Teufelskreis aus Bemühungen, Überforderungen, Enttäuschungen und Ohnmacht. Vielmehr gilt der Satz: „Nur wenn es mir gut geht, kann ich auch gut für den anderen da sein.“
Auch und gerade als Angehöriger haben Sie ein Recht, dass es Ihnen gut gehen darf, trotz allem! Es ist enorm wichtig auf das zu achten, was Ihnen gut tut und was Sie stärkt. Dafür kann der Blick auf Energie- und Kraftquellen hilfreich sein.
Um die eigenen Kraftquellen wieder zu finden, können diese Fragen helfen:
- Was tut mir gut?
- Was gibt mir Kraft?
- Was sind meine „Energie-Tankstellen“?
- Was hat mir geholfen, die Zeiten der Erkrankung meines Angehörigen durchzustehen?
Dabei können ganz unterschiedliche Dinge wichtig sein, wie:
- Freundschaften zu pflegen
- aktiv zu bleiben
- darüber zu reden
- ausreichend zu essen, ausreichend zu schlafen
- um Hilfe zu fragen
- kreativ zu sein, ein Buch zu lesen, ins Theater zu gehen